Liebe Mitglieder,

Liebe Halter und Züchter von Neuweltkameliden,

Liebe Interessierte,

immer wieder bekommen wir als Züchter- und Halterverband von Weidetieren Fragen zum Thema Wolf und den Folgen, die sich aus dessen Rückkehr und Verbreitung in Deutschland und Europa ergeben.

Als relativ kleiner Verband hierzu ein politisches Gewicht zu entwickeln ist schwierig. Selbstverständlich stehen wir an der Seite unserer Mitglieder und auf der Seite unserer Tiere, aber wie immer in der Natur, sind die Effekte der Nahrungskette unter Umständen keine schönen. 

Der Wolf ist ein Spitzenprädator, er steht an der Spitze der Nahrungskette und ist im übertragenen Sinne Nahrungskonkurrent für uns Menschen. Rein körperlich besitzt der Wolf auch die Fähigkeit den Menschen als Beute für sich zu erschließen, wenngleich dies in den letzten Jahren weltweit selten vorgekommen ist. 

Wir möchten den sachlichen Umgang mit dem Thema in den Fokus nehmen und hierbei eindeutig Position beziehen. 

Die vielfach beschriebene „friedliche Koexistenz“ von Wolf, Mensch und Weidetieren ist ein romantisiertes Bild, welches vor allem Menschen innewohnt, die keinen Bezug zu Natur und Landwirtschaft haben. Der Wolf ist ein von Instinkten und Trieben geleitetes Raubtier. Als solcher besitzt er keine Moral und Ethik und daher ist ihm der Begriff des Friedens auch in Gänze unbekannt. Als Nahrungsopportunist und Kulturfolger, lebt der Wolf in der Nähe des Menschen, wenn sich daraus eine Aussicht auf leicht zu erhaltende Beute ergibt. Dies macht ihn für Weidetiere so gefährlich, denn artgerecht eingezäunte Weidetier sind dadurch für den Wolf zum reicht gedeckten Tisch geworden. 

Durch die unglückliche Situation, in der die Politik seit Jahren eine beschwichtigende und untätige Rolle einnimmt, spitzt sich der Konflikt zwischen Menschen und Wolf weiter zu. Besonders hier werden Unterschiede zwischen der Landbevölkerung und der in urbaner Lebenswirklichkeit beheimateten Menschen wieder. Diese sind oftmals von Narrativen, wie dem „positiven Effekt des Wolfes auf Ökosysteme“ oder der Mär davon, dass Wölfe alte und kranke Tiere aus den Herden nehmen, aufgesessen. 

Faktisch nimmt der Wolf alles, woran er kommt und für das er möglichst wenig riskieren muss. Daher sind auch renitente Wildtiere wie Wildschweine oder kapitales Rotwild für den Wolf seltener Beute. 

Die derzeitige politische Situation stellt sich wie folgt dar. 

Vor Ort, in den Landkreisen und Gebietskörperschaften in denen Wölfe Nutztiere reißen, sieht man sich betroffen und hilflos und verweist auf das Land. Die Bundesländer und ihre Landesbehörden stellen fest, beproben mit ihren jeweiligen Landesbehörden Proben und bleiben ansonsten eher untätig, sehen ihrerseits keine Zuständigkeit und verweisen auf die Bundespolitik, selbige auf die Europapolitik. Dort verweist man darauf, dass es bereits klar definierte Möglichkeiten zum Handeln in der bestehenden Gesetzgebung gibt. 

Wölfe können entnommen werden um Gefahren für Leib und Leben sowie ernste wirtschaftliche Schäden abzuwenden. Der sog. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz erfordert aber das „Mittel mit der geringsten Invasivität“. Dazu zählt z.B. die Vergrämung mit Gummigeschossen, weswegen eine letale Entnahme, also ein Abschuss selten ist. Zumal ist es mit hohem jagdlichem Geschick und sicher auch Glück verbunden, um einen Wolf ins Visier zu nehmen. Hinzu kommt die Unsicherheit für den Jäger womöglich den falschen Wolf zu entnehmen und dafür Konsequenzen erdulden zu müssen, auch wenn jedem klar ist, dass Wölfe keine Trikotnummern tragen, um sie zu identifizieren. 

Die Bedrohung von Jägern und Gegnern des Wolfes durch seine erbitterten Befürworter hat bereits mehrfach zu Eskalationen, wie angesägten Hochsitzen, aufgestochenen Reifen oder Drohungen gegen Personen geführt. Ein Verhalten, welches wir als Verband aufs Schärfste verurteilen und was der sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Wolf einen Bärendienst erweist. 

Was in der Definition der jeweiligen Instanz ein „ernster Wirtschaftlicher Schaden“ ist, der eine Entnahme rechtfertigen würde bleibt den Behörden als Ermessensspielraum überlassen und wird daher in regelmäßiger Art und Weise gedehnt und verzerrt, um keine unpopulären Entscheidungen treffen zu müssen.

Die Entscheidung zur Entnahme eines auffälligen Wolfes welcher Nutztiere reißt kann zwar erfolgen, die politische Verantwortung hierfür zu übernehmen handelt dem Entscheider jedoch Ärger mit mächtigen Interessen- und Naturschutzverbänden ein. Verbände die teils gut von der „Naturschutzikone Wolf“ leben und Spenden damit generieren den Wolf zu schützen. Hinzu kommt einiges an medienwirksamen Trubel. Ein Trubel, der sich negativ auf die Stimmenanzahl bei der nächsten Wahl auswirkt, weswegen in der Bundespolitik quer durch die politischen Parteien, die jeweils in Oppositionsrolle befindlichen Vertreter von der Regierung ein Handeln fordern, im Falle der Erlangung von Regierungsverantwortung aber nicht kongruent handeln. 

Es bleibt also beim strengen Schutz des Wolfes durch §45 des Bundesnaturschutzgeseztes. 

Ein sog. „Herdenschutz“ durch elektrifizierte Zäune, Herdenschutzhunde und andere Maßnahmen ist teuer und weist nach aktuellen Erkenntnissen keine ausreichende Sicherheit für unsere Tiere auf. Besonders Zäune, welche für Kameliden geeignet sind (Knotengeflecht 160cm Hoch, gespannt), bieten keinen ausreichenden Schutz vor dem Wolf. 

Daher bleibt nur das möglichst stark gesicherte Beweiden bei Tag und die Aufstallung bei Nacht. Kosten hierfür und erforderliche (Bau-) Genehmigungen sind vom jeweiligen Bundesland abhängig und variieren stark. Teils werden Halter von Kameliden bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen gefördert z.B. in Rheinland-Pfalz, teils nicht, wie z.B. in NRW. 

In keinem Fall möchten wir als AAEV die irrsinnige Idee, dass Alpakas oder Lamas zum Herdenschutz gegen Wölfe eingesetzt werden können, unterstützen. Ein Raubtier, welches in der Lage ist, ausgewachsene Pferde und Rinder zu töten, ist selbstverständlich auch in der Lage einen Neuweltkameliden zu reißen, was einzelne tragische Fälle bezeugen

Wir möchten unsere Mitglieder ermutigen, sich für ihre Tiere einzusetzen und mit den lokalen Kommunal-, Landes- und Bundes- sowie Europapolitikern auf ihren Höfen und Betrieben in Dialog zu kommen. Vielfach bestehen in Wolfsgebieten bereits Gruppen von Weidetierhaltern, vermehr von Schafen und Ziegen, denen man sich anschließen und für die gemeinsamen Interessen arbeiten kann. Unsere Tiere sind besondere Botschafter für eine gute Sache. Ob als Therapietiere, Zucht- oder Hobbytiere wäre der Verlust eines Alpakas ein Verlust eines Familienmitgliedes. Der „ernste wirtschaftliche Schaden“ trifft schon bei einer Verwundung durch Bisse statt, denn unsere Tiere sind selbstverständlich auch wertvoll. Ob als Kaufsumme oder Zuchtbuchwert. Ob monetär oder finanziell möchten wir auf keines unserer Tiere verzichten. 

Wenn Sie Fragen oder Sorgen haben, wenden Sie sich gerne an den AAEV, ein dichtes Netzwerk von Züchtern und Haltern soll sich gegenseitig unterstützen und helfen, wo es möglich erscheint. 

Ihr Vorstand

Detlef, Frank, Steffen, Swen, Petra, Melanie, Sylke, Birgit, Margit, Tina & Annkathrin